WIRK ZEUG „ Meinung als Meinung äußern“

WIRK ZEUG „ Meinung als Meinung äußern“
27 Nov 2019

Heute geht es um den Wunsch nach einer offenen Diskussion und der Wirklichkeit wie manche Führungskräfte diese  – quasi nebenbei – gar nicht entstehen lassen.

Sie stellen nämlich ihre Meinungen wie unverrückbare Tatsachen hin.

Wir tun das alle immer mal wieder, wenn wir unseren Standpunkt schnell klar machen wollen.

Dann sagen wir so Dinge wie:

„Das ist die bescheuertste Verkehrspolitik, die es nur geben kann.“

Im Alltag, Freunden gegenüber finde ich das in Ordnung – die können ja mit gleicher Münze rausgeben.

Aber Führungskräfte gegenüber ihren Mitarbeitern?

Eine meiner Kundinnen, Abteilungsleiterin bei einer Versicherung, kam ins Coaching, weil sich ihre Mitarbeiter beschwerten. Sie habe eine zu direkte Sprache. Sie selbst bezeichnet sich als offen und ehrlich. Als jemand der schon mal seine Meinung sagt.

Zum Beispiel hat sie das in der abteilungsübergreifenden Projektgruppe für einen neuen Web-Auftritt der Firma getan.

Nachdem eine Agentur den ersten Designentwurf vorgelegt hatte, sagte sie im Projektmeeting:

 „Dieses Design ist so grottig, als wären die Anbieter gar nicht in unserem Briefing gewesen.“

Für die Kollegen und Kolleginnen war das abschreckend. Es traute sich keiner mehr was zu sagen. Sie – in diesem Zusammenhang Ranghöchsten – hatte einen unverrückbaren Pflock eingerammt. Aber die Stimmung  war auf Null.

So wie sie ihre Meinung sagte, war es ein definitorischer Satz.

Eine allgemein gültige Aussage.

Was sollte man da noch darüber reden.

Offene Kommunikation miteinander – Fehlanzeige.

Abgesehen von der miesen Stimmung, die sowas verursacht – es könnte ja auch gute Gründe für genau dieses Design geben. So wie sich meine Kundin verhalten hat, wird sie diese nie erfahren. Weil keiner mehr mit ihr darüber reden wollte.

Wir erarbeiteten andere Formulierungen. Mit dieser fühlte sich die Kundin am wohlsten.

„Für mich entspricht dieses Design nicht dem, was ich mir nach dem Briefing erwartet habe.“

Schon eher einladend, oder? Es wird deutlich, dass es ihre Meinung ist, die nicht allgemeingültig sein will.

Noch besser wäre natürlich, wenn sie ihre Kritik mit objektiven Gründen belegen könnte. Dazu müsste sie innehalten, reflektieren, überlegen, was sie mit ihrer Kritik erreichen will. Und das ist eine Haltungsfrage.

Daran arbeiten wir im Coaching gerade, auf Wunsch der Kundin, und sind auf einem guten Weg. Mich freut diese Entwicklung.

Mein Tipp für Sie

Überprüfen Sie Ihre Sprache. Wenn Sie Ihren Standpunkt schnell mit einer als Tatsche verkleideten Meinung behaupten wollen:

Stoppen Sie sich und sagen:

 „Aus meiner Sicht…“ oder „Ich finde,..“ oder „Nach meiner Beobachtung..“

Viel Erfolg beim Ausprobieren!

Bis bald, bis zu meinem nächsten Wirk Zeug.

Copyright © 2019 Martina Lenz, All rights reserved.

Weiterführende Literatur:

James Borg: „Überzeugend – die Kunst  der besten Argumente. So schließt sich Ihre Umwelt Ihrer Meinung an.“ Books4Success, 2004/2007

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