WIRK ZEUG „Langsam der Schnellste sein“

WIRK ZEUG „Langsam der Schnellste sein“
22 Jan 2020

Ganz langsam schnell sein!

„Die Kunst des Rennen-Fahrens besteht darin, dass man so langsam wie möglich der Schnellste ist.“

Das hat Emerson Fitipaldi gesagt – er war immerhin zwei Mal Weltmeister in der Formel eins.

Schnelle Führungskräfte

Die meisten Führungskräfte stehen unter Druck. Ihre Arbeitswoche ist wie ein Rennen. Termine, Entscheidungen, Zahlen – alles drängt. Viele versuchen vornedran zu bleiben, indem sie Gas geben. Schnelle Gespräche, keine Pausen zum Zuhören oder für Fragen. Sie hoffen, dass ihr eigenes Tempo mitreißt. Das Gegenteil ist der Fall.

Eine Situation aus meinem Coaching:

Die Projektgruppe „Fachkongress“ beendet das letzte Meeting vor der Veranstaltung. Jeder weiß, was für ihn noch zu tun ist. An eine Kleinigkeit denkt der Leiter der zuständigen Abteilung aber erst in letzter Minute –  die Stühle für die Diskussion!

Der Veranstaltungsort ist eine denkmalgeschützte Halle. Die Stühle für die hochkarätige Podiumsdiskussion sind Designermöbel aus der Jahrhundertwende.        Aber es sind nicht genügend Stühle, das hat er bei der letzten Begehung gesehen. Der Chef, mein Kunde, will nach dem Meeting schnell zum nächsten Termin. Deshalb sagt er dem neuen Mitarbeiter Weiler nur rasch, dass er noch zwei Mietstühle besorgen soll. Zwei. Lieferung direkt an den Veranstaltungsort. Alles klar?

Ja klar.

Herr Weiler ist jung, frisch von der Uni, erst vor kurzem bei dem Projekt. Er hat sich als schnell und zuverlässig erwiesen. Mit einem Händchen für pragmatische Lösungen.

Am Veranstaltungstag stehen neben den Designersesseln zwei solide, praktische Klappstühle.

Der Chef springt im Kreis.

Was ist dem Weiler da nur eingefallen? Er hat ihm doch genau gesagt, was er tun soll. Hat er?

Im Coaching erarbeiten wir folgendes:

Mein Kunde hat den Auftrag zwischen Tür und Angel vergeben.

Herr Weiler war – da erst kurz dabei – nie mit am Veranstaltungsort. Er hatte bisher noch nicht mit einer solchen Tagung zu tun. Woher sollte er wissen, dass es dabei auch auf genau passende Stühle ankommen kann?

Wie hätte mein Kunde sicherstellen können, dass Herr Weiler richtig verstanden hat, was er tun soll?

Durch Fragen!

Fragen, die einen Verständnisabgleich ermöglichen.

Beispiel:

„Wie wollen Sie nun vorgehen, Herr Weiler?“

Dann wäre klar geworden, dass Herr Weiler vorhatte, Anbieter von Konferenzbestuhlung zu googlen. Um dann solide, preiswerte Stühle zu bestellen. So hätte sich das Missverständnis herausgestellt – und wäre vermieden worden.

Eine weitere Variante:

Der Chef hätte sich noch einmal genau seine eigenen Erwartungen klar machen und diese Herrn Weiler schildern können.

Etwa so:

 „Herr Weiler wir brauchen zu den bereits vorhandenen vier Designerstühlen noch zwei, die genau passen müssen.“ „Designerstühle? Welche Designerstühle?“

hätte Herr Weiler dann wahrscheinlich gefragt.

So aber war es nicht und deshalb saßen zwei der Diskutanten auf Klappstühlen. Sah komisch aus. Die Veranstaltung war aber trotzdem ein Erfolg.

Es geht also darum, dringende Dinge langsam zu tun.

Damit es schnell funktioniert.

 

 Und damit die heutigen Tipps:

  • Tipp 1: Klären Sie ihre eigenen Erwartungen: Was genau wollen Sie und wie können Sie das am besten ausdrücken.
  •  Tipp 2: Machen Sie den Verständnisabgleich!

 

Fragen Sie: was wäre denn Ihr nächster Schritt?

 Fragen und Zuhören sind die Königsdisziplinen der Gesprächsführung.

Wer sich dafür die Zeit nimmt, ist vielleicht langsamer als all die Schnellen. Aber mit Sicherheit ganz weit vorne.

Viel Erfolg beim Ausprobieren!

 

Bis bald, bis zu meinem nächsten Wirk Zeug.

Copyright © 2019 Martina Lenz, All rights reserved.

Weiterführende Literatur:

Manfred Gührs, Klaus Nowak: Das konstruktive Gespräch

Ein Leitfaden für Beratung, Unterricht und Mitarbeiterführung mit Konzepten der Transaktionsanalyse; Limmer Verlag 2014

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