Schwere Entscheidungen: Wer A sagt, muss auch mit B fertig werden! Wie wichtige, persönliche Entscheidungen stabil werden.

Schwere Entscheidungen: Wer A sagt, muss auch mit B fertig werden! Wie wichtige, persönliche Entscheidungen stabil werden.
31 Aug 2015

Gehen wir links rum oder rechts rum? Produzieren wir A oder B? Wer macht das? Hauptaufgabe von Führungskräften ist es nach wie vor, Entscheidungen zu treffen. Und die Entscheidung über eine längere Strecke zu begleiten, zu verteidigen, gegen Widerstände durch zu setzen oder Widerstände elegant nutzbar zu machen. Im beruflichen Kontext akzeptieren das die meisten Führungskräfte klaglos.

Viele von ihnen erwarten hingegen bei persönlichen Entscheidungen, dass diese ohne weiteres, ohne innere Zweifel oder Gegner unverrückbar bestehen bleiben. Warum eigentlich?

Einer meiner Coaching-Klienten, Mitte 50, traf vor kurzem eine weitreichende Entscheidung zu seiner Karriere. Er hatte eine exponierte Stelle im sozialen Bereich. Es war harte Arbeit gewesen, sich darin Akzeptanz zu verschaffen. Es war gelungen. Seine Führungskräfte und Mitarbeiter vertrauen ihm und erzielen Erfolge. Also ein reichhaltiges und erfüllendes Berufsleben mit einer 60 Stunden Woche. Was noch fehlte, war die Mitgliedschaft im ehrenamtlichen Steuerungsgremium der bundesweiten Organisation. Die Kandidatur war avisiert, die Chancen erfolgreich gewählt zu werden, waren gut. Die Krönung der Karriere. Der Preis: mindestens weitere 8 geopferte Wochenenden im Jahr, zahlreiche zusätzliche Telefonate, Netzwerken und Abwehr von Intrigen.

Der Kunde entschied sich gegen die Kandidatur – er erlaubte sich in einer Coaching Sitzung den inneren Träumer aufzurufen, den Realisten und den Kritiker. Deren Zusammenspiel ergab eine klare, eindeutige Entscheidung gegen die Kandidatur und für Gesundheit, Familie und Freizeit. Eine Entscheidung, die buchstäblich im Bauch angenehm spürbar war: wohlige Wärme und ein Gefühl von sich ausdehnender Leichtigkeit.

Und dann? Je näher der Zeitpunkt rückte, die Kandidatur abzusagen, desto stärker wurde der innere Kritiker. Er nahm unterschiedliche Gestalten an. Der „Versager“ trug Niederlagen im Leben des Coaching Klienten in ihrer schwärzesten Form vor. Der „weinende Knabe“ erinnerte kläglich an den harten Spott von Mitschülern. Die „Couch-Potatoe“ räkelte sich in abstoßender Faulheit.

In einer weiteren Coaching-Sitzung diskutierte der Coaching-Klient die Entscheidung mit einem größeren, inneren Team. Da waren mit dabei der „ Zufriedene Landmann“, der seine Ernte in die Scheuer fuhr, der „Abgeklärte“, der mit dem Älterwerden einverstanden war und ein scheuer, kleiner Geselle, der noch keinen richtigen Namen hatte, aber endlich wieder Malen wollte. Aquarelle wie in der Zeit als Gymnasiast. Die Verhandlung der Teammitglieder war spannend – in ihrem Verlauf, kam das warme Gefühl im Bauch zurück, die Entscheidung wurde stabil.
Noch ist die Kandidatur nicht abgesagt, bis zum Termin ist noch Zeit. Falls nötig will sich der Coaching-Klient bis dahin immer wieder mit seinem inneren Team zusammensetzen. Er kann sich jeden Tag neu entscheiden. Er kann aber auch bei A bleiben und mit B immer souveräner umgehen.

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