Frauenquote
22 Mrz 2011
Fragen, die andere stellen: Brauchen wir eine Frauenquote?
Darüber diskutiert das Land zurzeit und folgt damit drei Frauen an seiner Spitze.
Ursula von der Leyen, ehemals Bundes-Familienministerin und jetzt Bundes-Arbeitsministern hat den Vorstoß gemacht und will die Quote, damit mehr Frauen in Führungspositionen, Vorstände und Aufsichtsräte kommen.Die amtierende Bundesfamilienministern Kristinas Schröder ist dagegen und will allenfalls eine flexible Quote, und Bundeskanzlerin Angela Merkel drängt auf verbindliche Vereinbarungen von Seiten der Wirtschaft, sonst müsse die Politik doch noch aktiv werden.
Was mich dabei beschäftigt?
Als ich Ende der 80er Jahre beim Sender RIAS 2 in Berlin anfing, wurde gerade die Frauenquote in der SPD diskutiert – und schließlich im Lauf der Zeit auch eingeführt. Die Einschätzung und Kommentare, Pro und Contras dazu schrieben die Frauen in der Redaktion, fast ausschließlich. Frauenquote war Frauenthema, wie Kultur und Soziales, die Themen, die ihren Platz in den Magazin-Sendungen immer erkämpfen mussten.
Wenn ich heute durchs Netz surfe und mir angucke, wer zur Frauenquote schreibt – wieder vor allem Frauen. Bei „Spiegel online“ – zwei Redakteurinnen den Aufmacher zum Thema, bei „Welt online „– eine Redakteurin schreibt den aktuellen Kommentar und bei Tagesschau-online diskutieren zwei Frauen Pro und Contra der Quote.
Die Betroffenen, die Frauen dürfen, sollen und müssen sich dazu äußern, sie werden von den männlichen Ressortleitern und Chefredakteuren damit beauftragt.
Ich bin gespannt, wer in zehn Jahren dazu Kommentare und Pro und Contras schreibt. Vor zehn Jahren haben die Unternehmen sich selbst verpflichtet, den Frauenanteil in herausragenden Führungspositionen zu erhöhen. Sie haben es getan: von 2,5 auf 3 Prozent. Das ist der Grund, warum Ursula von der Leyen und viele andere nun eine gesetzlich vorgeschriebene Quote fordern.
Wie gesagt – vielleicht sind es in zehn Jahren dann Chefredakteurinnen und Ressortleiterinnen, die ihre männlichen Kollegen damit beauftragen, doch mal was zur Historie und zum Für und Wider der Quote aus ihrer, der Betroffenensicht zu schreiben.
Und sonst noch?
Denke ich darüber nach, wie sich mehr Frauen an der Spitze auf das vielzitierte Phänomen des „Krabbenkorbes“ auswirken würden. Wenn ich mit reinen Frauenteams arbeite, beobachte ich immer mal wieder diese destruktive Form der Konkurrenz: eine geht mit einer herausragenden Leistung oder auch nur mit einer Aufsehen erregenden Aktion nach vorne, wird von derLeitung positiv wahrgenommen – die anderen Frauen werten sie darauf hin ab, schmälern ihre Leistung, tun vieles, um die eine nicht nach oben kommen zu lassen. Häufig wird das evolutionsbiologisch erklärt: Frauen scharten sich gemeinsam um den Nachwuchs, alle wurden gebraucht, keine durfte ausscheren.
Ich erwarte, dass sich dieses Verhalten mit deutlich mehr Frauen an Führungspositionen allmählich ändern würde.
Eine Frauenquote könnte neben vielen anderen Vorteilen diesen Effekt haben: Frauen würden neue, konstruktivere Auseinandersetzungsformen üben, denn die bisherige Ausnahme – Frau ganz oben – würde zum Normalfall.