Die Handy-Affäre oder wie du mir, so ich dir.

29 Okt 2013

Fragen, die andere stellen:

Was wusste Obama? War er informiert, dass Angela Merkels Handy von NSA/CIA abgehört wurde? Der Geheimdienstexperte Schmidt – Eenbohm meinte heute im Deutschlandfunk: JA. Wie sonst hätte sich der amerikanische Präsident die detaillierten Informationen aus der deutschen Regierung erklären können, die ihm im Lauf der Jahre sicher vorgelegt wurden.

Der Deutsche Geheimdienst würde seinerseits Regierungen befreundeter Staaten nicht ausspionieren, weil er sich mangels Mittel und mangels Technologie aufs Kerngeschäft konzentrieren müsse – auf die Terrorabwehr. Aber wenn er könnte …

Was mich dabei beschäftigt:

Mich beschäftigt dabei, die zu Tage tretende Misstrauens-Kultur. Es gibt viele Organisationen, in der keiner dem anderen über den Weg traut. Das ist kräftezehrend und kostspielig. Entscheidungen dauern viel zu lange, Veränderungen und Weiterentwicklung werden behindert. Doppelbödige Kommunikation führt zu Missverständnissen, die jeder zu seinem Zwecke nutzen kann. Verbündete müssen mit teuren Zugeständnissen gewonnen und gehalten werden. Die Organisation blockiert sich selbst und stagniert.

Kann aus einer Misstrauens-Kultur eine Vertrauenskultur entstehen? Reinhard K. Sprenger („Vertrauen führt… 2007“) schlägt vor, das Management solle folgenden Grundsatz etablieren:

„Vertrauen im Allgemeinen. Misstrauen im Besonderen. Nicht anders herum.“

Die dazu passende Strategie: Das berühmte „Tit for Tat“. Oder: „Wie du mir, so ich dir.“ Man biete dem Gegenüber nach einem Vertrauensbruch in einem ersten Schritt freundlich Vertrauen und Kooperation an. Verhält die andere Seite sich dann genauso, kann es so weitergehen. Wird das Vertrauen wieder enttäuscht, erkläre man die Kooperation sofort und eindeutig für beendet. Das kooperationsschädliche Verhalten müsse sofort deutlich sanktioniert werden, der „Vertrauensverletzer“ solle die Folgen spüren. Im nächsten Schritt aber biete man wieder Vertrauen und Kooperation an – man gebe die „Zweite Chance“.

Voraussetzung: das Management selbst steigt aus taktischen Spielchen aus und entschließt sich zu Vertrauen zwischen Peers und Vertrauen zu den Mitarbeitern. Und überprüft, was der eigene Anteil an einem Vertrauensbruch sein kann. Möglicherweise wurde Unerfüllbares erwartet. Oder Vereinbarungen waren nicht klar und verständlich genug …

Im Prinzip geht es immer um dasselbe: Das Management, die Führung muss sich ihrer Vorbildfunktion bewusst sein und willens, sie auch auszufüllen. Dann haben Vertrauen und auch andere Werte, die Organisationen stark machen, eine Chance.

Und sonst noch:

Frage ich mich, ob diese Strategie auch für Merkel und Obama taugt. Vielleicht kann man ihnen dieses Zitat aus der Edda mit auf den Weg geben, das ich bei Wikipedia zum Thema gefunden habe: „Der Freund soll dem Freunde Freundschaft gewähren // Und Gabe gelten mit Gabe. // Hohn mit Hohn soll der Held erwidern, //Und Losheit mit Lüge.“

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