Das Ende ist die Konsequenz des Anfangs

27 Sep 2013

Fragen, die andere stellen:

Welche Koalition wird uns zukünftig regieren? Oder bekommen wir gar eine Minderheitsregierung? Das sind die Fragen, die die Medien heute stellen. Und sie erörtern alle Vor- und Nachteile und Möglichkeiten der verschiedenen Varianten von Schwarz-Rot bis hin zu Neuwahlen.

Einige schauen aber auch noch mit einem halben Auge auf den Mitspieler, dessen Verhalten dieses Wahlergebnis erst ermöglichte – die FDP. So berichtet der „Kölner Stadtanzeiger“, dass sich bis Mittwoch keiner der verbliebenen FDP Minister in seinem Amt hat blicken lassen. Ausnahme Westerwelle, der sich auf seinen letzten Auftritt bei der UNO vorbereiten ließ. Die anderen rief Merkel persönlich an und bat sie, ihre Geschäfte bis zum Jahresende weiterzuführen – wenn nötig.

Was mich dabei beschäftigt:

Am Wochenende war auf dem Sommercamp des DBVC (Deutscher Bundesverband Coaching) eines der spannenden Themen: Die Anfangsfehler von neu ernannten Führungskräften. Dass die auch noch nach Jahren zu Katastrophen und Entlassungen führen können, zeigt sich schön am Beispiel der FDP.

Erinnern Sie sich noch, mit welcher Attitüde Westerwelle und Co. 2009 Ihre Ämter antraten? „Die waren völlig durchgeknallt“, so ein Zitat der Kanzlerin (Süddeutsche Zeitung) über die FDP zu Beginn der damaligen Koalition. 14,6% und keinerlei Anerkennung vor dem, was die große Koalition in der Euro Krise von 2008 geleistet hatte. Das wäre – verglichen mit einer neu ernannten Führungskraft – Anfangsfehler Nummer 1: kein Respekt, keine Demut vor dem, was eine Abteilung, ein Bereich bisher geleistet haben.

Fehler Nummer 2: Unrealistische Vorhaben, was von jetzt auf gleich alles anders werden soll. Genau so machte es die FDP, als sie auf Biegen und Brechen ihr Wahlversprechen durchsetzen wollte – Steuererleichterungen für alle. Heraus kam die Senkung der Mehrwertsteuer für Hoteliers auf 7% – eine Lachnummer. So, als würde die neue Führungskraft im Unternehmen Leistungsziele um 20 % anheben – ohne dafür zu sorgen, dass Ressourcen, Rahmenbedingungen und Verbündete das unterstützen.

Und das Stereotyp wiederholte Wahlversprechen Westerwelles damals, von dem “ehrlichen, einfacheren und gerechteren Steuersystem“. Nichts, gar nichts davon ist erreicht worden –

Anfangsfehler Nummer 3: Themen und Probleme als erstes anzupacken, die seit Jahren vor sich hin gären und dabei immer unübersichtlicher und schwerer fassbar werden. So was gibt es in jedem Unternehmen. Wehe der Führungskraft, die wie ein mythischer Held solche Probleme mit einem Schwertstreich erledigen will.

Astrid Schreyögg, von der dieses differenzierte Konzept stammt, berichtet von Führungskräften die nach Jahren zu ihr ins Coaching kommen, weil sie am Ende sind – Opfer solcher Anfangsfehler, die sie nie wieder gut machen konnten.

Und sonst noch:

Frage ich mich, wie Christian Lindner nun den Anfang bewältigen wird. Er wird heute mit dem Satz zitiert: „Es ist ein bisschen, wie die Besteigung des Mount Everest ohne Sauerstoff und barfuß. Da braucht man Mut.“ Klingt da was mythisch Heldenhaftes durch?

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