Auf den Punkt – Metaphern für Manager

Auf den Punkt – Metaphern für Manager
20 Nov 2018

Ich habe lange gezögert, tatsächlich eine Anleitung für Metaphern in meinen Blog zu setzen. Obwohl ich es schon im Juli angekündigt hatte.

Warum?

Die Anleitung mit einer entsprechenden Beispielmetapher ist lang, viel Lesestoff. Sie brauchen also ein wenig Zeit und Geduld, wenn Sie von diesem Text profitieren wollen.

Haben Sie das?

Nun denn:

Hier das Grundgerüst einer Metapher. Es gibt Antwort auf die Frage:

Wie verpacke ich eine Botschaft in eine gute Geschichte?

A) Kernthema identifizieren

  • Aktuellen Aspekt benennen
  • Sich das Thema als Bild vorstellen in einem anderen Zusammenhang
  • W-Fragen: Was passiert? Wo passiert es? Wer ist dabei? Wie geht es vor sich…?
  • Protagonisten erschaffen
  • Ziele, Vorgehen, Konflikt ,Schwierigkeiten… des Figurenpersonals entwerfen

B) Kernaussage formulieren

C) Metaphorische Lösung finden

 

Hier nun ein Fall aus dem Unternehmen eines meiner Kunden

Mitarbeiter setzen eine gesetzesähnliche Vorschrift/ Verordnung wortgetreu um, ohne folgende Fragen zu stellen:

  • wie sinnvoll ist diese Vorschrift gemessen an der Ist-Situation im Unternehmen?
  • Wäre es sinnvoll sie teilweise, ganz oder gar nicht zu erfüllen?
  • Was wären die Folgen von teilweise, ganz oder gar nicht?
  • Welche Wege gibt es zur Umsetzung?
  • Wie wirken sich die unterschiedlichen Wege auf meine Arbeitszeit und die meiner Kollegen aus?
  • Welcher Weg wäre für das Unternehmen am nützlichsten, welcher am wenigsten nützlich?

 

Was ist das Kernthema?

Umgang der Mitarbeiter mit Vorschriften

Aktueller Aspekt: durch buchstabengetreue Umsetzung von Vorschriften werden Abläufe langsam und umständlich. Sie entsprechen dadurch nicht mehr den Anforderungen eines modernen Unternehmen.

Eigenschaften von Vorschriften: sie grenzen ein, sie schützen aber auch denjenigen den sie betreffen und denjenigen, der sie anwendet. Sie regeln Vorgehensweisen, Prozesse etc.

Bild: Mittelalterliche Stadtmauer – umgrenzt, schützt, engt ein, erlaubt Überblick, wer kommt und wer geht.

Kernaussage: Was in früheren Zeiten/ unter anderen Umständen nützlich war, ist es heute nur noch bedingt.

Personal: Kurierdienst A und Kurierdienst B.

 

Und hier die Metapher, die Geschichte für einen Workshop meines Kunden:

In einer schönen Stadt, ganz umschlossen von einer mittelalterlichen Stadtmauer, arbeiteten zwei Botendienste.

Es war viel Verkehr in der Stadt. Die meisten Autos gab es auf den vier Straßen, die durch die vier Tore der Stadtmauer führten. Das war die kürzeste Strecke quer durch die Stadt und über die Stadtgrenze hinaus. Aber auch die mit dem dicksten Stau.

Der eine Botendienst hieß „Söhne des Windes“ und beschäftigte viele Kuriere, die am liebsten mit dem Auto über die vier Ausfallstraßen fuhren. Angeblich gab es eine uralte Übereinkunft aller Kurierdienste, vor allem diese Straßen zu nutzen. Es war aber auch einfach bequem. Wenn die „Söhne des Windes“ dort im Stau standen bekamen sie aus den Cafés am Straßenrand schon mal eine Tasse Kaffee gereicht. Oder ein Junge putzte ihnen umsonst die Scheiben. Die Fahrer ließen sich bedienen und dachten über das Leben nach.

Der andere Kurierdienst nannte sich „Pfeilschnell“. Dort arbeiteten Boten, die das Bild der Mauer und ihre Begrenzungen nicht verinnerlichten. Sie waren flexibler, viele gingen zu Fuß. So konnten sie die kleinen Gassen und Pfade nutzen, die an der Stadtmauer entlang und über sie hinweg führten. Das Geschäft lief hervorragend, „Pfeilschnell“ gewann viele Kunden der „Söhne des Windes“.

„Die Söhne des Windes“ klagten vor Gericht. Auch „Pfeilschnell“ solle sich an die alte Verabredung halten, vor allem die vier Straßen zu nutzen.

Die Richterin, eine weise alte Frau mit viel Humor, wies die Klage ab. Einen solchen Kokolores habe sie schon lange nicht mehr gehört. Selbst wenn es je eine solche Verabredung gegeben habe, müsse man sich nicht damit befassen. Sie sei auf jeden Fall unzeitgemäß und wider den gesunden Menschenverstand.

Zeit ging ins Land. Die Menschen brauchten nach wie vor Kurierdienste. Viele „Söhne des Windes“ heuerten bei „Pfeilschnell“ an. Ohnehin durften in der Stadt nur noch wenige Autos fahren. Einige der ehemaligen „Söhne des Windes“ machten bald ihrem Namen alle Ehre – sie erledigten die Botendienste im Laufschritt und nutzten alle Strecken durch die Stadt.

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