Metaphern für Coaches und Manager

Metaphern für Coaches und Manager
04 Jul 2018

Vor kurzem traf ich auf einer Veranstaltung eine frühere Coaching-Kundin. Es ging ihr gut, wir redeten so dies und das. Plötzlich sagte sie unvermittelt:
„Unser Coaching ist ja schon lange her. Aber an Ihre Geschichten erinnere ich mich immer noch. Besonders die mit der kleinen Palme.“

Ich freute mich. Ich erzähle meinen Kunden gerne Metaphern, die Ihnen eine andere Sichtweise auf ihre Situation geben können. Die „Kleine Palme“ nehme ich, wenn es um harte Erfahrungen in einer frühen Lebensphase geht.

Die Geschichte geht so:

In einer Oase in einer der heißen Wüsten Afrikas, wuchs eine Palme heran. Inmitten anderer, schon großer Palmen, die viele Früchte trugen.
Eines Tages zog eine Bande junger Beduinen durch die Oase. Sie machten sich einen Spaß daraus mit Steinen nach den Palmen zu werfen, und die Datteln herunter zu schlagen. Als sie davon genug hatten, ritten sie auf ihren Kamelen weiter. Einer von ihnen legte zum Schluss noch einen besonders großen Stein in die Krone der kleinen Palme. Danach folgte er den anderen.

Die kleine Palme ächzte unter dem Gewicht und bog sich tief zu Boden. Der Stein verdunkelte ihren Blick auf die Sonne, der Stamm schmerzte. Wie soll ich das überstehen, fragte sie sich. Meine Kräfte reichen dafür nicht aus. Irgendwie kam sie durch die kalte Nacht und als am nächsten Morgen die Sonne aufging, spürte sie die Strahlen auf ihren schmalen Blättern. Noch ist nicht alles verloren, dachte sie. Ich kann die Sonne nicht sehen, aber ich fühle sie. Und sie beschloss, nicht aufzugeben. Mit den Jahren wuchs die Palme heran. Nicht so schnell wie die anderen, auch ein wenig krumm. Aber ihr Stamm wurde stärker als alle und ihre Krone so breit, dass sie nach einiger Zeit auch die Sonne wieder sehen konnte. Ganz erwachsen, war sie die kräftigste und ertragreichste Palme in der Oase.

Eines Tages kam ein Beduine wild herangeritten. Obwohl viele Jahre vergangen waren, erkannte sie ihn sofort wieder. Er sah sich suchend um.

„Hey du, “ rief sie ihm zu „suchst du mich?“

Sie sah von oben auf ihn herab und genoss sein ungläubiges Staunen.

„ Ja, ich bin die, der du den Stein in die Krone gelegt hast. Ich habe immer gewartet, dass du noch einmal vorbeikommst. Nur durch den Stein bin ich so groß und stark geworden, dass kein Sandsturm mir etwas anhaben konnte. Dafür danke ich Dir – auch wenn es nicht das war, was du wolltest.“

Sprach es, schüttelte sich und warf ein paar Datteln nach ihm. Er zog beschämt von dannen.

Wie entwickelt man sowas? Die „Kleine Palme“ stammt nicht von mir – aber für und mit Kunden entwickle ich gerne Metaphern. Denn auch ManagerInnen müssen gute Geschichten erzählen können. Wie es geht, erzähle ich in einem meiner nächsten Blogs.

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