Führungskraft allein on Board oder: Was bin ich ohne mein Team?

Führungskraft allein on Board oder: Was bin ich ohne mein Team?
14 Jun 2018

Seit Anfang der Woche gibt es „Gabor Steingarts morning briefing“. Sie erinnern sich – Gabor Steingart, der brillante und polarisierende Herausgeber des Handelsblatts. Er musste gehen, weil er sich gegenüber der SPD-Spitze im Ton vergriffen hatte. Jetzt ist er eine Führungskraft ohne Team – und ich meine, man merkt es an der Qualität seiner morgendlichen Botschaften. Sie sind bisher weniger aktuell, eher monothematisch und im Stil noch mehr Steingart: anschaulich und dramatisch wie immer, das finde ich gut. Zum Teil aber dramatisch überspitzt und deshalb fast grotesk. Als gäbe es kein professionelles Feedback und Korrektiv mehr, keinen der noch einmal professionell gegenliest und auf melodramatische Übertreibungen aufmerksam macht.

In meinen Seminaren zum „Wertschätzenden Umgang im Arbeitsleben“ lade ich die Führungskräfte u.a. zu einer Übung ein, die heißt: „ Was bin ich ohne mein Team?“. Für die meisten zeigt sich spätestens da, dass nur die Anerkennung durch das Team und dessen Arbeit sie zur Führungskraft macht. Ohne das Team sind sie – vielleicht brillante – Einzelkämpfer. Aber wer hat schon genug Kraft für dauernd einsamen Kampf?

Deshalb aber dauernde Wertschätzung? Nur weil ich als Führungskraft auf mein Team angewiesen bin?

Vor kurzem habe ich mich mit einer jungen Führungskraft unterhalten, Mitglied der Geschäftsführung eines soliden Mittelständlers in der Elektrobranche. Er beschwerte sich: „ Alle Mitarbeiter wollen Wertschätzung, Wertschätzung. Als sei man als Führungskraft nur dafür da, sie dauernd zu motivieren und zu loben.“ Ich finde, er hat Recht. Dauernde direkte Motivierung ist nicht die Aufgabe von Führung.

Was aber dann – Wertschätzung muss doch sein, oder?

Ja, aber: Wertschätzung bedeutet nicht automatisch Lob. Joachim Bauer beschreibt in seinem Buch: „ Arbeit – warum unser Glück von ihr abhängt und wie sie uns krank macht“ anschaulich das Motivationssystem des Menschen. Es springt an, wenn das, was der Mensch tut, Beachtung findet. Wenn der Mensch merkt, dass seine Arbeit Sinn ergibt, innerhalb eines Gefüges. Dazu braucht er Feedback – und das muss nicht nur positiv sein. Viel zu viele Menschen in Organisationen aber leben mit der unguten Erfahrung:“…..und wahrscheinlich guckt wieder kein Sch….!“

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